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E-Mobil

2. Dongting Lake International E-Mobil Rallye

Dass Mitglieder der Motorsportfreunde Idstedt im ADAC im Ausland an den Start gehen, ist für den Club mit der Nähe zu Dänemark schon fast normal. Ein Start im fernen China hingegen, dass ist schon etwas ganz besonderes, einzigartiges. Und dieses motorsportliche Highlight steht den beiden MSFern Michael Leschek (Haselund) und Holger Haulsen (Schleswig) nun unmittelbar bevor. Sie nehmen vom 10. bis 15. Oktober an der 2. Dongting Lake International E-Mobil Rallye teil.
Seit mehreren Jahren nimmt die MSF-Besatzung erfolgreich an der Norddeutschen-E-Mobil-Rallye teil und konnte stets herausragende Platzierungen erzielen. Eine seit Jahren bestehende Kooperation zwischen dem  norddeutschen Veranstalter und den Chinesen einerseits und die konstant guten Resultate von Leschek/Haulsen andererseits waren ausschlaggebend für die Einladung Ministerin für Sport und Kultur der Provinz Hunan in das südliche Zentralchina.

Das moderne Abenteuer beginnt für die beiden am Donnerstag (5. Oktober) mit dem Flug von Hamburg über Amsterdam nach Peking. Hier wird ein knapp dreitägiger touristischer Aufenthalt eingelegt, ehe es dann mit dem Flugzeug in die rund 1.200 km entfernt liegende Metropole Changsha, die Hauptstadt der Provinz Hunan, weitergeht.

Am 10. Oktober beginnt dann der fünftägige Wettbewerb rund um den Dongting-See. Auf von chinesischen Herstellern zur Verfügung gestellten Elektrofahrzeugen treffen die MSFer nicht nur auf die einheimischen Favoriten. Ein Damenteam aus dem Raum Lübeck und eine belgisch-französische Besatzung gehören ebenfalls zum Teilnehmerfeld. Die Tagesetappen umfassen jeweils ca. 100 km, übernachtet wird jedes Mal in einer anderen Stadt.
Die Wertung erfolgt über die genaue Einhaltung der vorgegebenen Sollzeiten der jeweiligen Tagesetappe. Die Orientierung anhand des Bordbuches wird den erfahrenen Orientierungsspezialisten keine Schwierigkeiten bereiten, wird doch ausschließlich nach „Chinesenzeichen“ gefahren. Daneben werden im Bordbuch auch Fotos der Örtlichkeiten abgedruckt sein.
Begleitet werden die europäischen Teilnehmer vom chinaerfahrenen Fahrtleitungsteam der norddeutschen Veranstaltung und einem Chinesen, der in Marburg im deutschen Büro der chinesischen Ausgabe der Autobild arbeitet und als Reiseleiter und Dolmetscher fungieren wird.

Anreise mit Hindernissen

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen...

Aufgrund des schlechten Wetters über Nordeuropa sind Michael und Holger zu spät in Hamburg abgeflogen, der Anschlussflug von Amsterdam nach Peking war nicht mehr zu erreichen. So gab es einen unfreiwilligen Zwischenaufenthalt  in einem Hotel der niederländischen Metropole.
Mit einem Tag Verzögerung und nach 10 Stunden Flug sind die MSFer in Peking gelandet. Direkt vom Flughafen ging es mit einem Kleinbus und einem Taxi zur Chinesischen Mauer.
Eine kleine Chinesin, die besser Englisch sprechen konnte als wir alle zusammen, begrüßte uns mit einem Gedicht. Am Folgetag haben wir den Platz des Himmlischen Friedens und den Kaiserpalast besichtigt. Danach ging es mit dem Flieger nach Changsha und ab ins Hotel. Auf Einladung der Sponsoren (Titan-Media-Group = Herausgeber der chinesischen Auto-Bild) gab es noch bis Mitternacht ein typisches chinesisches Essen.
Am Montag wurden die Europäer als erstes einem "rudimentären" Gesundheitscheck unterzogen. An der ersten Stelle wurde die Beweglichkeit von Händen, Ellenbogen, Knie und Füsse geprüft. Beim anschließenden Sehtest wurde es richtig lustig. Einige von uns haben erst nach dem Bestehen verstanden, was eigentlich gewollt war. Eine Frau zeigte auf Symbole unterschiedllicher Größe und wir sollten zeigen, nach welcher Seite diese offen war. Mit der großartigen Unterstützung der chinesischen Begleiter bestanden alle den Test.
Der ebenfalls erforderliche Führerscheintest fand bei der Verkehrspolizei statt. Und eigentlich auch nicht, denn nach Abgabe der Reisepässe gab es diese ohne Kommentar und ohne weitere Auf- und Angaben zurück.
Die Papierabnahme findet im Hotel statt, ebenso die Fahrerbesprechung. Der Dolmetscher ist hier besonders gefordert.
Dienstag ist dann noch ein freier Tag. Es besteht die Vermutung, dass gegen Abend die Fahrzeuge entgegen genommen werden können, bevor es am Mittwoch losgeht.
Die Schleswig-Holsteiner sind schon alle sehr gespannt, was sie noch alles erwartet, zugleich aber auch entspannt, weil alles bestens geregelt ist und wird - nur muss hier und da ein wenig Geduld an den Tag gelegt werden.

Weiter mit Höhen und Tiefen

Der erste Wettbewerbstag der 2. Dongting Lake International E-Mobil Rallye lief für die beiden MSFer mehr als schlecht. Die Slalom-Prüfung zu Beginn des Tages hat ihnen trotz drei Pylonenfehlern viel Spaß gemacht. Allerdings war das zur Verfügung gestellte Elektrofahrzeug gewöhnungsbedürftig. "Das Auto hat so viel Dampf, dass ich gleich in der ersten Kurve zu schnell war" ärgerte sich Michael Leschek. Der Grund liegt im Hybrid-Antrieb, das im entsprechenden Modus beim Beschleunigen zusätzliche 300 kW (!) bereitstellen soll...
Auf der anschließenden Gleichmässigkeitsprüfung über ca. 100 km ging es zuerst über teilweise 4-spurige Schnellstraßen durch die Stadt. Dabei verloren Leschek/Haulsen komplett die Orientierung und landeten letztendlich auf der Autobahn und dass auch noch in der falschen Richtung! Ihr Glück im Unglück war ein Helfer in der Not. Ein hilfsbereiter Chinese gab das Tagesziel in das chinesische Navi ein. Dann ging es wieder zurück und über eine Autobahn in die Stadt mit dem Etappenziel. Für die letzten 10 km durch diese Stadt zum Ziel übernahm ein Taxi die "Lotsen"-Funktion. Für ein rechtzeitiges Eintreffen hat es trotz riesiger Hilfsbereitschaft unds großen Einsatzes des Teams leider nicht mehr gereicht. Ob es in Wertung weitergeht, blieb zunächst einmal offen.
Der Folgetag begann mit der allmorgendlichen Eröffnungszeremonie. Zum Glück durfte die MSF-Besatzung trotz des Debakels am ersten Tag erneut starten. Diesmal erreichten die beiden das Etappenziel in Change mit Vorzeit. Aber auch am zweiten Tag lief nicht alles glatt. "Einfach war die Wegfindung auch diesmal nicht und erforderte hin und wieder große Kreativität bei der Interpretation der Wegezeichen" schilderte Copilot Holger Haulsen den Streckenverlauf. Allerdings hatten sich die "Nordlichter" besser gewappnet. "Eine aus dem Internet heruntergeladene 'Tripmaster-App'  hat gut funktioniert und war sehr hilfreich. Trotzdem haben wir uns gerne an einheimischen Teilnehmern orientiert, um sicherer zu sein. Leider sind im Bordbuch keine Bezugspunkte zum Messen von Entfernungen angegeben. Bei einer Ortsdurchfahrt ist es deshalb nicht immer einfach, das folgende Wegezeichen zu finden. Ortstafeln gibt es hier gar nicht oder wir haben sie noch nicht verstanden. Aber egal, hat ja trotzdem geklappt" lautete das Tagesfazit.

Auch Tag 3 mit Aufs und Abs...

Auch am dritten Wettbewerbstag der 2. Dongting Lake Intrernational E-Mobil Rallye gab es für die MSF-Besatzung ein Auf und Ab. Auch wenn Michael Leschek und Holger Haulsen  nur noch außerhalb der Wertung mitfahren, der sportliche Ehrgeiz istz nach wie vor vorhanden. Leider half dieser Ehrgeiz bei der zu absolvierenden Beschleunigungsprüfung nicht. Beim Start sprang das nach wie vor ungewohnte Auto nicht an, im Eifer des Gefechts hat die Besatzung wohl nicht die richtigen Schalter für das Lösen der elektrischen Feststellbremse betätigt. Weil am vierten Tag in der Reihenfolge des Ergebnisses dieser Beschleunigungsprüfung gestartet wird, werden die MSFer das Feld von hinten "aufrollen".
Erneut konnten Leschek/Haulsen abseits der Städte viel von Land und Leuten sehen. Allerdings ließen sie unterwegs eine 2 x anzufahrende Orientierungskontrolle aus. Vor der Zieldurchfahrt und Abgabe der Bordkarte stimmten sie sich jedoch telefonisch mit anderen Besatzungen ab und konnten die Stempel nachtragen lassen. Dieses Nachtragen war möglich, weil die besetzten Kontrollen nicht fortlaufend, sondern in einem separaten Bereich der Bordkarte stempeln. Hier besteht mithin beim chinesischen Veranstalter noch Optimierungspotenzial.
An vielen Stellen der Strecke stehen Polizisten, regeln den Verkehr und weisen den Teams bei Bedarf den Weg. Dazu Holger Haulsen: "Wir schätzen, dass es heute 250 bis 300 Polizisten waren. In einer kleinen Stadt lotste uns ein Polizist aus der Warteschlange heraus über die Abbiegespur, sein Kollege am an der Ampel hielt derweil den Querverkehr an und sorgte für unsere Durchfahrt!"

Dritter im Slalom

Tag 4 verlief für das MSF-Team recht zufriedenstellend. Nach der üblichen Eröffnungszeremonie stand ein ca. 200 m kurzer Slalom auf der Eventfläche eines neu gebauten Parks auf dem Programm. Nach dem Debaktel am Vortag - Fahrer Michael Leschek bekam das ungewohnte Fahrzeug nur mit Verzögerung in Gang - mussten die "Nordlichter" als letztes Fahrzeug starten. Dieses war jedoch überhaupt kein Nachteil, wie das Ergebnis beweist. Mit der drittbesten Zeit des gesamten Starterfeldes feierten Leschek/Haulsen einen gelungenen Tagesabschluss. "Unser Auto hat keine riesigen Ausmaße und passte optimal um die Kurven. Dadurch hatten wir einen Vorteil gegenüber den stärkeren SUVs, die jedoch weniger wendig sind!" freute sich Michael Leschek.
Die Sollzeitetappe über ca. 120 km bereitete den MSFern keine Schwierigkeiten. Die Begeisterung der Bevölkerung in einigen kleinen Ortschaften war enorm. Menschen noch und nöcher am Straßenrand und wieder Polizisten zu Hauf. Das Ziel passierte das Team mit einer Abweichung von nur 0,58 Sekunden zur vorgegebenen Zeit.
Am letzten Wettbewerbstag wird früh um 8.00 ein Slalom gefahren. Hier starten die Schleswig-Holsteiner als Dritte. "Hoffentlich passieren uns keine Pylonenfehler" meinten beide unisono.
Um 17 Uhr wird dann die Abschlusszeremonie mit der Ehrung der Gesamtsieger der Gleichmässigkeitsprüfungen und der Spezial-Stages (Beschleunigung und Slalom) stattfinden.

The best for last

Der letzte Tag der 2. Dongting Lake Intrernational E-Mobil Rallye endete für Michael Leschek/Holger Haulsen mit einem Highlight. Aufgrund der Vortagsplatzierung beim Slalom startete das MSF-Team als drittes Fahrzeug, einem weiteren Slalom auf einem Parkplatz.
Die frühe Startposition erwies sich als gute Triebfeder. Fahrer Michael Leschek "brannte" im wahrsten Sinne des Wortes eine Zeit von rund 29 Sekunden in den Asphalt, die von keinem anderen Teilnehmer auch nur annähernd erreicht wurde. Die Zweitplatzierten lagen rund 3 Sekunden (!) zurück. Eine annähernd 10 Meter lange schwarze Beschleunigungsspur auf den letzten Metern vor dem Ziel zeugte von der enormen Leistung des zur Verfügung gestellten Fahrzeuges. "Wir gehen davon aus, dass das wie eine Familienkutsche aussehende Auto mindestens 500 PS auf die Antriebsräder bringt, und zwar aus einem 2,4 Liter Benzinmotor mit zusätzlichem Elektroantrieb" beschrieb Michael Leschek die Fahrzeugleistung.
Schade aus der Sicht der beiden Schleswig-Holsteiner ist, dass es für die Tagessiege bei den Sprint- und Slalomprüfungen keine Trophäen gibt. "Gern hätten wir diese mit nach Deutschland gebracht. Aber die anderen Teilnehmer zollten der Leistung von Michael großen Respekt und damit können wir gut leben" zog Holger Haulsen ein Fazit.
"Mit vielen Erlebnissen von Land und Leuten, einem tollen europäischen Team mit Teilnehmern aus Deutschland, Belgien und Frankreich geht unser Abenteuer im Reich der Mitte seinem Ende entgegen. Wir sind vielen netten und immer hilfsbereiten Chinesen begegnet. Wir werden jetzt noch zwei Tage in China bleiben und dann die 20-stündige Heimreise von Yueyang über Changsha, Peking, Amsterdam und Hamburg antreten."

Netter Abschluss

Der letzte Tag in China hatte eine freudige Überraschung für die MSF-Besatzung parat. Der Veranstalter hatte die überragende fahrerische Leistung von Michael Leschek mit einer überlegenen Bestzeit im letzten Slalom nicht geehrt. Bei einem Stadtbummel glich der Franzose Jean-Jacques Ayats diesen Mangel auf seine Art aus. Er kaufte spontan eine Glastrophäe für den Haselunder und sorgte so nicht nur für einen kleinen Trost, sondern auch für einen noch stärkeren Zusammenhalt der kleinen europäischen Teilnehmer-Gruppe.
Holger Haulsen schilderte die letzten Eindrücke: "An unserem letzten Tag in China haben die verbliebenen 4 Personen des europäischen Teams die Zeit bis zur Abholung für den Transfer zum Flughafen genutzt und eine kleine Runde zu Fuß in der Nähe des Hotels gedreht. Dabei konnten wir wieder einmal zahlreiche Eindrücke vom täglichen Leben in China gewinnen. Wir schlenderten durch einige kombinierte Wohn- und Gewerbestraßen und gelangten zufällig in eine Straße, in der zahlreiche Händler in den Erdgeschossen der Gebäude und auf der Straße ihre Waren anboten. Ein kleiner Laden mit Pokalen erregte unsere Aufmerksamkeit und wir schauten hinein. Was dann kam, steht oben geschrieben!"